Motorsport Magazin Rhein-Berg
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    125 Jahre Automobil: Vor 30 Jahren kam der Airbag

    Von Sascha Kröschel | 8.Februar 2011

    Geschichte Airbag 30 JahreDie 125-jährige Automobilgeschichte ist reich an Erfindungen. Zu den größten und wichtigsten gehört zweifellos der Airbag, der nach dem Sicherheitsgurt der wichtigste Lebensretter bei einem Unfall ist. Im März 1981 stellte Mercedes-Benz den Meilenstein gemeinsam mit dem Gurtstrammer auf dem Genfer Autosalon erstmals in einem Fahrzeug der damaligen S-Klasse vor. Bereits ein Jahr später sind beide Sicherheitssysteme als Sonderausstattung Personenwagen der Marke lieferbar.

    Der Bahn brechenden Erfindung waren 15 Jahre Entwicklungsarbeit vorausgegangen. Die Forschung am Airbag startete im Jahr 1966, praktische Versuche begannen 1967. Damit reagierte man auf die seinerzeit stark steigenden Unfallzahlen. Zusätzliches Gewicht bekommt die Forschung am neuen Rückhaltesystem durch den Plan der USA, ab 1969 für jedes Auto ein automatisches Insassenschutzsystem vorzuschreiben.

    Das Prinzip des Luftsacks, der Fahrer und Passagiere bei einem Unfall schützt, ist schon in den 1950er Jahren zu Patenten angemeldet worden. Wegbereiter waren hier vor allem der Deutsche Walter Linderer (Patent DE 896312 vom 6. Oktober 1951) und der Amerikaner John W. Hedrik (Patent US 2649311 vom 18. August 1953). Mehr als zehn Jahre lang wird der „aufblasbare Behälter in zusammengefaltetem Zustand, der sich im Falle der Gefahr automatisch aufbläst“ (so beschreibt Linderer seine Erfindung im Patenttext) zum Forschungsobjekt, um ihn zur Serienreife zu entwickeln.

    Die Arbeit der Ingenieure und Zulieferer in den 1960er Jahren ist zunächst einmal Grundlagenforschung, denn Geräte, mit denen die Idee aus den 1950er Jahren in einem Personenwagen verwirklicht werden könnte, gab es nicht. Vor allem die Sensorik und die Gaserzeugung stellten die größten Probleme dar. Als amerikanische Hersteller erste Testwagen-Flotten mit druckluftbetriebenen Airbags auslieferten, führen diese Rückhaltesysteme – sie sind als Alternative zum Gurt gedacht – teils zu schweren Verletzungen und vereinzelt sogar zu Todesfällen. Deshalb wurde die geplante Einführung in Nordamerika dann auch immer weiter verschoben.

    Die Sicherheitsexperten von Mercedes-Benz setzen daher für die Produktion des Gases auf Treibsätze, nicht auf unter Druck gespeichertes Gas. Von 1967 an liefen die praktischen Versuche zur Gaserzeugung mit Chemikalien, wie sie so ähnlich auch als Festtreibstoff für Raketen verwendet werden. Im Gegensatz zu mit Gas gefüllten Patronen erweist sich die Treibladung als zuverlässig und schnell. Das dabei entstehende Gemisch besteht vor allem aus Stickstoff und bläht in Sekundenbruchteilen den aus einem speziellen Gewebe bestehenden Luftsack auf.

    Ein weiterer wichtiger Schritt, den Mercedes-Benz vollzieht: Der Airbag wird in Stuttgart nicht als alleinstehendes Rückhaltesystem entwickelt, sondern immer in Verbindung mit dem Sicherheitsgurt gesehen. Zum Ausdruck kommt das in der international für Airbags verwendeten Abkürzung SRS, die für „Supplemental Restraint System“ steht („zusätzliches Rückhaltesystem“).

    Die zentralen Erkenntnisse der frühen Versuche gehen in das Patent DE 2152902 C 2 ein, das die damalige Daimler-Benz AG am 23. Oktober 1971 anmeldet. Dabei wird bereits das Funktionsprinzip der neuen Technik so beschrieben, wie sie zehn Jahre später in Serie geht: Sensoren registrieren besonders starke Verzögerungen, wie sie für Kollisionen typisch sind, und lösen den Airbagmechanismus aus. Dieser zündet eine Treibladung (damals aus Natriumazid, Kaliumnitrat und Sand), die sich bei der Explosion vor allem in gasförmigen Stickstoff sowie je etwas Wasser- und Sauerstoff verwandelt.

    Seine volle Leistung, das zeigten die Versuche bald, erreicht der Airbag nur in Kombination mit dem Sicherheitsgurt. Der Gurtstraffer arbeitet – wie der Airbag – pyrotechnisch: Bei einem Unfall löst die Steuerung ebenfalls eine Treibladung aus, die in wenigen Millisekunden den Automatik-Dreipunktgurt des Sitzes fest anzieht. So wird der lockere Bereich zwischen Oberkörper und Gurt, die so genannte Gurtlose, gespannt. Durch den entsprechend fixierten Sicherheitsgurt wird der Mensch mit Kraft im Sitz gehalten und die Bewegungsenergie der Kollision abgefangen.

    Im Laufe der Jahre wurden die Airbag-Module immer kleiner. So können sie auch an anderen Stellen des Fahrzeugs platziert werden, um einen umfassenden Schutz auch bei seitlichen Kollisionen zu erreichen.

    Topics: Werkstatt |