Motorsport Magazin Rhein-Berg
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    ADAC GT Masters: Andrina Gugger – Melancholie beim Saisonfinale am Hockenheimring

    Von Sascha Kröschel | 5.Oktober 2012

    Mit Tränen in den Augen rollte ich in den Park Fermé. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Kaum in die Saison der ADAC GT Masters gestartet, stand dieses Wochenende schon wieder das letzte Rennen des Jahres, und somit die vorerst letzten Runden mit der Lotte vor der Tür. Wie das Saisonfinale lief und wie ich mich dabei fühlte lesen sie hier in meinem Rennbericht…

    Peinliche Reisepause
    Nachdem ich am Donnerstag noch an einem Event in Dijon war, reisten wir – Fredy Barth und ich – erst spät in der Nacht nach Hockenheim. An einer der Raststätten sollte ich mich dann mit meinen Eltern treffen. Doch leider waren diese etwas verspätet und so setzte ich mich mit Getränk und Knabbergebäck an einen Tisch, um zu warten. Plötzlich kam der Verkäufer und schaltete den Fernseher ein. Ich gehe einmal davon aus, dass er mir nur helfen wollte, meine Langeweile etwas zu vertreiben. Doch leider erwischte er ein sehr gewöhnungsbedĂĽrftiges Fernsehprogramm – mit Nacktspielen und Orgasmus-Kontests. Na super! Ich sass da also an diesem Tisch, vor meiner Nase der Fernseher in dem sich nackte Frauen räkelten und jeder, der an die Raststätte kam, schaute mich – verständlicherweise – ultra schräg an. War das peinlich! Ich wusste nicht so recht ob ich jetzt loslachen oder verschämt auf den Boden schauen sollte. Doch eines war ich mir sicher: Zum GlĂĽck kannte mich hier niemand! *Schweiss weg wisch* Ich angelte mir eine Zeitschrift, um etwas Ablenkung zu erhalten. GlĂĽcklicherweise kamen kurze Zeit später meine Eltern – mit derselben Reaktion, wie alle anderen *peinlich*. Endlich raus hier! War mein erster Gedanke, als ich meine sieben Sachen zusammen packte und mich auf den Weg ins lang ersehnte Hotel machte!

    Last Friday!
    Am Freitag wurde ich von solchen Peinlichkeiten zum Glück verschont. Nachdem ich in den beiden freien Trainings meine Zeiten kontinuierlich steigern, respektive senken und dabei das bei der Datenanalyse Besprochene erfolgreich umsetzen konnte, reichte es im Zeitfahren trotz vollem Einsatz nur für einen 27. Startplatz. Im zweiten Zeitfahren durften wir dann einen kleinen Erfolg verbuchen. Mein Teamkollege katapultierte die Lotte auf Platz 28 und somit das erste Mal die Saison eigenkräftig in die Top 30! Ich freute mich sehr über diesen Startplatz und war gespannt, was im Rennen möglich sein würde. Den Rest des Abends widmete ich meiner Schweizer Fantruppe, die extra aus Hinwil angereist war! (Danke!). Abends fiel ich todmüde ins Bett.

    Die Startaufstellung – Das grosse Krabbeln
    Wie schon die Wochenenden davor verging die Zeit wie im Flug. Nachdem ich am Samstag Morgen noch recht entspannt Autogramme schrieb, für Fotos zur Verfügung stand und die lachenden Gesichter bei der Übergabe der Autogramme genoss, ging es plötzlich ganz schnell. Gespräche beenden, Helm auf, Gurtschnallen zu und ab in die Konzentrationsphase. Diese gestaltete sich recht schwierig, denn es waren so viele Leute vor Ort, dass man keine freie Minute fand und es schwierig wurde, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Deshalb schloss ich dafür die Augen und fuhr innerlich immer wieder die Strecke ab. Als ich das Signal „grün“ von meinem Renningenieur erhielt, startete ich die Lotte und düste los in die Einführungsrunde. In der Startaufstellung nahte die nächste Schwierigkeit. Wo ist meine Startposition? Auf der Start-Ziel-Geraden ging es nämlich zu wie bei „das grosse Krabbeln“. Doch statt mich über das Chaos und die vielen Leute zu ärgern, genoss ich viel mehr den Fakt, dass all diese Besucher wegen eben jener Serie hier sind, in der ich dieses Jahr fahren durfte! Wie geil ist das denn?! (Apropo… Darf man das Wort „geil“ benutzen? Egal! Fakt ist, es war GEIL!)

    Der letzte Startstint – der letzte Rempler =)
    Als ich meinen Startplatz endlich gefunden hatte, fand ich endlich einige Sekunden Zeit fĂĽr mich. Dies wĂĽrde nun also der letzte Startstint der Saison werden. Ich freute mich riesig, war gleichwohl aber auch etwas traurig und – wie immer – nervös! WĂĽrde wieder alles so gut gehen wie bei all den vorherigen Rennen? Um dies zu beantworten gibt es nur eine Möglichkeit: Finde es heraus! Und genau das habe ich getan. Auf die Plätze, fertig, los! Wie die Wilden stĂĽrmten die 35 Fahrzeuge auf die erste Ecke los. Mittendrin – statt nur dabei: die rot-weisse Lotte mit mir am Steuer. Dank schneller und vor allem richtigen Reaktionen, gelang mir ein super Start. Dabei konnte ich auf der Innenseite an einigen Fahrzeugen vorbei huschen, als es plötzlich knallte. Ich erhielt einen Schlag auf die Hinterachse, und war im Anschluss vollends damit beschäftigt die Lotte irgendwie auf der Strecke zu halten. Der Knall war unglaublich und ich war mir sicher, dass die arme Lotte einen grossen Schaden davon getragen hatte. Doch erstaunlicherweise funktionierte sie recht gut. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt ja nicht sehen, dass die Lotte dank passendem Aufprallwinkel kaum einen Kratzer davongetragen hatte – zum GlĂĽck! Also hetzte ich meinen Vorderleuten hinterher, und erfreute mich daran, dass ich lange Zeit sogar den 10. Platzierten noch im Blickfeld hatte. Bei Rennhälfte ĂĽbergab ich Otto seine Lotte an Position 21. Dieser kämpfte sich zwischenzeitlich sogar auf Platz 19 nach vorne, musste sich dann jedoch seinen Hintermännern geschlagen geben und brachte den GT3 R auf Position 22 nach Hause. Mit diesem Resultat konnten wir uns unseren 4. Rang in der Amateurwertung sichern. Jipppiiii!!! Ich war stolz auf uns freute mich sehr ĂĽber diesen Schlussrang!

    Abschlussrennen
    Am Sonntag stand dann bereits das letzte Rennen der Saison vor der TĂĽr. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, jede einzelne Minute des Tages noch zu geniessen. Doch mit den zahlreich erschienen Gästen, den gefĂĽhlten Tausend AutogrammwĂĽnschen und den ganzen Terminen verflog die Zeit wie im Fluge. Kaum in den Tag gestartet, wartete ich bereits in der Startaufstellung auf Otto. Letzte Strategiebesprechungen und GlĂĽckwĂĽnsche folgten – dann ging es los. Bereits in den ersten Kurven musste sich Otto mit Händen und FĂĽssen gegen etwas ĂĽberehrgeizige Konkurrenten wehren, die zu leicht unfairen Mitteln griffen. Doch wie schon vermehrt im Laufe der Saison ĂĽberstand er auch diese Attacken erfolgreich. Im Anschluss hatte er sehr mit seinem Fahrzeug zu kämpfen. Immer wieder schien die Lotte auf der Hinterachse auszubrechen und mein Teamkollege hatte alle Hände voll zu tun.

    Fahrerwechsel – Zweikampf in der Boxengasse
    An Position 27 kam Otto kurz vor Rennhälfte in die Boxe. Sofort hüpfte ich ins Auto und liess mich von meinem Teamkollegen angurten. Alles klappte recht gut ausser, dass einer der Gurtschnallen sich beim ersten Versuch nicht richtig einhängen liess. Doch davon wollten wir uns nicht beeindrucken lassen. Möglichst ruhig vollendeten wir unseren Fahrerwechsel. Genau in dem Moment in dem ich losfahren wollte, flog von hinten der Ford GT40 auf der Fast Lane an mir vorbei. Wobei „vorbei“ eigentlich der falsche Ausdruck ist, denn in Wirklichkeit war er genau auf gleicher Höhe mit mir. Was nun? Ich wurde etwas nervös und wusste nicht, wie ich in dieser Situation richtig reagieren sollte. Ich kannte die Situation zwar aus der Formel 1, aber da war die Entscheidungsmacht jeweils beim Lolli-Pop-Mann, der dafür zuständig ist zu entscheiden, ob eine ungefährliche Losfahrt möglich sein wird oder nicht. Ich war in diesem Moment jedoch komplett auf mich alleine gestellt. Da es im Motorsport keinen Rechtsvortritt gibt, wählte ich die sicherere Variante und liess mich hinter den GT40 zurückfallen – rückblickend sicher die richtige Entscheidung. Nun jagte ich diesem hinterher und stellte erfreut fest, dass sich das Auto für mich persönlich besser anzufühlen schien als noch am Vortag. Dies war aufgrund des schlechteren Reifenzustandes eher erstaunlich, freute mich aber umso mehr. Mit konstanten Rundenzeiten absolvierte ich Runde um Runde und kämpfte mich zwischenzeitlich an einigen Mitkonkurrenten vorbei. Bei einem der Überholmanöver brach plötzlich meine Hinterachse aus. Erschrocken über das komische Fahrverhalten reduzierte ich das Tempo für ein bis zwei Runden, um diese wiederkehrenden Ausbrecher zu beobachten und möglichst feinfühlig zu deuten. Ich hatte panische Angst vor einem Reifenschaden, schliesslich war dies nach den vielen Reifenschäden des vergangenen Tages nicht unwahrscheinlich. Nach einigen Runden erholte sich mein Reifen jedoch etwas und ich konnte das Tempo wieder anziehen. Dabei vergass ich völlig die Zeit…

    Last Laps – die rosarote Brille
    Erst wenige Minuten vor Rennende wurde mir schlagartig bewusst, dass dies wohl die letzten Rennrunden für diese Saison sein würden. Kaum ging mir dieser Gedanken durch den Kopf, hatte ich plötzlich eine Art rosarote Brille auf. Jede Kurve – nein sogar jeder Meter – wurde zum wahren Genuss und als kurze Zeit später die Zielflagge fiel, winkte ich sämtlichen Streckenposten sowie dem Publikum zu und liess dabei immer wieder die Lichthupe „meines“ 997 GT3 R aufblitzen. Nun war es also soweit. Mit Tränen in den Augen rollte ich in den Park Fermé, um da für kurze Zeit wehmütig im Auto sitzen zu bleiben und mich daran zu erinnern, wie überglücklich ich war, als ich damals den Vertrag für die ADAC GT Masters unterschrieben hatte. Es kam mir vor, als ob es gestern gewesen wäre.

    Und nun? War alles schon wieder vorbei. Das Einzige was bleibt, sind jede Menge wunderschöne Erinnerungen an eine unglaubliche Saison – meiner ersten in der ADAC GT Masters! Das Jahr 2012 ist für mich geprägt von verschiedenen Hochs und Tiefs, die zum Motorsport gehören wie Cola und Fanta zum Mezzo Mix, denn sie sind es, die es ausmachen – die eine solche Saison unvergesslich machen! Ich bin überglücklich, dass ich dies alles erleben durfte!

    Topics: ADAC GT Masters |