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45. Rallye Dakar 2023: RĂĽckblick – Die Rally vor 40 Jahren (1983)
Von Sascha Kröschel | 16.Januar 2023
Die Rallye Paris – Dakar hat damals große weltweite Strahlkraft. Es ist die fünfte Auflage. Zum ersten Mal machen sich 1978 einige Hundert Abenteurer von der französischen Metropole auf zur Hauptstadt des Senegal. Gestartet wird am frühen Morgen des 1. Januar 1983 auf dem Place de la Concorde in Paris. Nach rund 20 überaus anspruchsvollen Tagesetappen durch Wüsten, wie die Ténéré in der Südsahara sowie im nördlichen Niger, erreicht das stark ausgedünnte Teilnehmerfeld die Millionenstadt Dakar an der Atlantikküste. Zwischen 10.000 und 12.000 KM legen die Teilnehmer der Automobil-, Lkw- und Motorradwertung bis ins Ziel zurück.
Die „Paris – Dakar“ lockt bereits seit ihren frühen Jahren namhafte Automobilhersteller zum Wettbewerb in der afrikanischen Wüste. Der ehemalige Automobil- und Motorradrennfahrer Thierry Sabine gründet und organisiert das spektakuläre Abenteuer. Im Januar 1986 kommt er bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben. Die Veranstaltung wird bis heute weitergeführt, sie heißt jetzt „Rallye Dakar“ und findet aktuell in den Wüstengebieten Saudi-Arabiens statt. Davor wird sie von 2009 bis 2019 in Südamerika ausgetragen.
Niveaupumpe kĂĽhlt das Schaltgetriebe
Mercedes-Benz France leitet die Vorbereitung des siegreichen Mercedes-Benz 280 GE der Baureihe 460. Kundendienstchef Gunter Latour pflegt gute Kontakte zu Mercedes-Benz in Untertürkheim. Dort wird Georg Berkmann mit dem Projekt beauftragt. Der Diplomingenieur ist in der Haupttätigkeit für die Verbrennungsprozesse von Pkw-Motoren in Nutzfahrzeugen zuständig. Für den harten Rallyeeinsatz des 280 GE überarbeitet er den Doppelnockenwellen-Sechszylindermotor M 110. Mit dem sportlichen Triebwerk siegt bereits 1977 ein Mercedes-Benz 280 E der Baureihe 123 bei der wohl längsten Rallye in der Motorsportgeschichte: Andrew Cowan, Colin Malkin und Mike Broad belegen nach mehr als sechs Wochen und rund 30.000 KM Platz eins des Rallyemarathons London – Sydney.
Georg Berkmann wählt die Serienvariante des M 110 mit 136 kW/185 PS als Grundlage. Für die Rallye Paris – Dakar der Jahre 1982 und 1983 will er noch mehr Leistung herauskitzeln. Zum Vergleich: Der M 110 im 1979 vorgestellten Mercedes-Benz 280 GE leistet 115 kW/156 PS. Der Ingenieur greift auf Nockenwellen zurück, die ursprünglich Leistungssteigerung des 280 SL (R 107) vorgesehen sind. So erreicht der „Paris – Dakar“-Motor rund 145 kW/197 PS. Zu den ungewöhnlichen Lösungen zählt die Hydraulikpumpe aus dem T-Modell der Baureihe 123 zur Niveauregulierung: Im Motorsport-G-Modell dient sie der Kühlung des Schaltgetriebes.
Ungewöhnliche Kombi: Einmal Rennfahrer, einmal Schauspieler
Um die Aerodynamik des 280 GE zu optimieren, geht Faul pragmatisch vor. „Ich habe mir in der Bauabteilung des Werks Sindelfingen Abwasserrohre aus Kunststoff mit 70 Millimetern Durchmesser besorgt“, beschreibt er rückblickend. Er befestigt Rohrsegmente rund um die Windschutzscheibe und optimiert auf diese Weise den Strömungsverlauf in diesem Bereich deutlich. Am Heck wählt Faul markante Verlängerungen des Dachs und der hinteren Seitenwände. Unternehmensintern erhält diese signifikante Veränderung der Karosserielinie die Bezeichnung „Buswartehäuschen“. Die Maßnahmen optimieren den Luftwiderstand drastisch. Messungen im Untertürkheimer Windkanal belegen, dass der cW-Wert von ursprünglich 0,52 auf 0,41 sinkt – das ist eine Verringerung um 20,5 Prozent. Georg Berkmann resümiert: „Aufgrund der Aerodynamikveränderungen stieg die Spitzengeschwindigkeit um gut 20 km/h auf nahezu 200 km/h, und das bei einem um fünf Liter je 100 Kilometer niedrigeren Verbrauch.“
Der am 1. Januar 1945 in BrĂĽssel geborene Jacky Ickx gehört von den späten Sechzigerjahren bis Ende der Achtzigerjahre zu den besten Rennfahrern. Zwischen 1966 und 1979 gewinnt er acht Grands Prix in der Formel 1 und wird 1970 Vizeweltmeister. Bei den 24 Stunden von Le Mans siegt er zwischen 1969 und 1982 sechs Mal. Bei der Rallye Paris – Dakar belegt der Belgier neben seinem Sieg 1983 im Vorjahr Rang fĂĽnf mit dem Mercedes-Benz 280 GE und 1986 Rang zwei. „1982 haben wir den 280 GE entdeckt. Man kann ihn bis zum Ă„uĂźersten einsetzen und seiner Technik uneingeschränkt vertrauen – das ist ein Kapital fĂĽr die Rallye Paris – Dakar“, erklärt Ickx in einem Interview kurz nach seinem Sieg 1983. Hinzu komme, dass er sich mit seinem Copiloten Claude Brasseur sehr gut verstanden habe. „Wir sind nicht einfach als Kollegen, sondern als Komplizen gestartet. Das war sicher wesentlich.“ Der 2020 verstorbene Brasseur zählt damals zu den bekanntesten französischen Kino- und TV-Darstellern. (Quelle: kfz-Betrieb – Von Steffen Dominsky)
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