Motorsport Magazin Rhein-Berg
  • Aktuelle Termine

  • 12h-Rennen 24 Hours 24 Stunden 24h 24h NĂŒrburgring 2010 2011 2023 2024 Audi BMW Bosch Ergebnis F1 Ferrari FIA Formel 1 GrĂŒne Hölle GT1 GT3 Hockenheim Langstrecke Lausitzring Le Mans Live Mercedes Mercedes Benz Motorsport Nordschleife NRing NĂŒrburgring Oldtimer Oschersleben Peugeot Porsche R8 Reifen SLS Spa Toyota TV VLN WM Youngtimer Zandvoort

  • « | Home | »

    ADAC Eifel Rallye Festival 2023: Das Rallye-Fest in Daun

    Von Sascha Kröschel | 30.Juli 2023

    Eifel Rallye Festival 2023
    • Über 160 historische Rallye-Fahrzeuge begeistern zehntausende Fans
    • Rallye-Freunde feiern ĂŒber alle LĂ€nder- und Sprachgrenzen hinweg
    • Charity: 3.007 Euro fĂŒr NestwĂ€rme e.V.

    Das ADAC Eifel Rallye Festival (27. – 29. Juli 2023) ist Geschichte, die Teams haben ihre bunten Zelte in der zur Rallye-Meile umfunktionierten Innenstadt von Daun wieder abgebaut. Die ĂŒber 160 originalen und originalgetreu nachgebauten Fahrzeuge aus der Geschichte des Rallyesports lockten erneut zehntausende Fans aus Europa und darĂŒber hinaus in die Vulkaneifel. Die VIP-Teams rund um Weltmeister Stig Blomqvist, Rauno Aaltonen, Bruno Thiry, Kalle Grundel, Nicky Grist, Harald Demuth, Rui Madeira, Rudi Stohl oder Niki Schelle erfĂŒllten unzĂ€hlige AutogramwĂŒnsche. WM-Star Thierry Neuville reiste von den Tests in Finnland an, um bei dem spektakulĂ€ren Auftritt seiner BrĂŒder Yannik Neuville und Tom Heindrichs in den von ihm frĂŒher selbst in der WM pilotierten Ford Fiesta WRC und CitroĂ«n DS3 WRC dabei zu sein. Viele verabredeten sich beim Eifel Rallye Festival zu einem der wohl weltweit grĂ¶ĂŸten Klassentreffen des historischen Rallyesports. Es war alles wie immer, auch das Wetter hatte zu Beginn wieder einige Regen- Überraschungen parat, passte sich dann aber der guten Stimmung von Teilnehmern und Fans an. „Rallye-Sport ist Outdoor-Sport, einen echten Fan hĂ€lt auch etwas Regen nicht ab“, begrĂŒndete Bruno Thiry die riesige Anzahl von Fans entlang der PrĂŒfungen.

    Reinhard Klein: Begeistert und sprachlos

    „Ich bin begeistert und sprachlos“, sagte Reinhard Klein (Köln), der als Kopf von Slowly Sideways das Teilnehmerfeld zusammenstellt. „Der Andrang auf unser Festival, die Vielfalt, die erneute Steigerung in der QualitĂ€t der Fahrzeuge. Immer mehr Menschen nehmen die die Geschichte des Rallyesports ernst, sie leben sie quasi und eifern ihren persönlichen Helden nach. Und sie haben ĂŒber alle LĂ€nder- und Sprachgrenzen hinweg einfach nur gemeinsam Spaß. Unser Ziel ist es, dafĂŒr die passende Plattform zu bieten – und das gelingt uns scheinbar immer besser.“

    Ähnlich formuliert Thierry Neuville, „Hier beim Eifel Rallye Festival findest du nur Menschen, die fĂŒr diesen Sport leben. Aber nicht nur die Ă€lteren, die das teilweise live erlebt haben, sondern immer mehr jĂŒngere. FĂŒr sie alle ist dieses Festival das absolute Highlight.“ Der vielfache Vize-Weltmeister ergĂ€nzt: „FĂŒr mich ist es eine riesige Freude zu sehen, wie meine beiden BrĂŒder hier in meinen ehemaligen Autos Spaß haben. Diese wunderbaren SportgerĂ€te stehen zumeist in der Garage, da schadet es auch nichts, wenn sie hier mal artgerecht bewegt werden. Zudem ist es auf den Demonstrationsstrecken vollkommen stressfrei, da es nur um den Spaß und nicht um die Zeit geht.“ Yannik Neuville bestĂ€tigt: „Das waren die bislang schönsten Tage in meinem Leben und das Festival war die perfekte BĂŒhne dazu.“

    Otmar AnschĂŒtz: Gute Disziplin von Teilnehmern und Fans

    Dass die Freude am Festival sich auf alle Beteiligten ĂŒbertrug und fĂŒr eine durchgĂ€ngig gute Stimmung sorgte, bestĂ€tigte auch Organisationsleiter Otmar AnschĂŒtz vom veranstaltenden MSC Daun: „Es ist wirklich beeindruckend, mit welcher Disziplin die Zuschauer und Teilnehmer bei diesem Festival unterwegs waren. Diese riesige Zuschauermenge und das gigantische Teilnehmerfeld und es gab keinerlei Probleme. Dazu die wirkliche Enge in der Rallye-Meile, damit möglichst viele Teams teilnehmen konnten. Egal wo – es wurde kurz besprochen und es gab ĂŒberall einfache, einvernehmliche Lösungen. Einfach ein geniales Miteinander.“ AnschĂŒtz ergĂ€nzte: „Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei dem großen VerstĂ€ndnis der Anwohner bedanken, die die ‚Belagerung‘ von Daun und der Umgebung und die EinschrĂ€nkungen so verstĂ€ndnisvoll mitgemacht haben. Ein herzliches Dankeschön geht auch an unsere ĂŒber 700 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Ohne sie wĂ€re eine solche Großveranstaltung nicht möglich.“

    Ein kurzes Innehalten gab es direkt zu Beginn am Donnerstag beim Shakedown in Bodenbach. Ein Fan brach im Zuschauerbereich zusammen. Zwei zufĂ€llig anwesende Krankenschwestern begannen sofort mit der Reanimation und kĂ€mpften um sein Leben. Der Shakedown wurde sofort unterbrochen und der Rettungsdienst des Veranstalters war unmittelbar vor Ort, so dass die Ärzte die weitere Betreuung ĂŒbernehmen konnten und der Abtransport ins Krankenhaus erfolgte. Von dort kamen dann die positiven Signale, dass der Patien dieses Ereignis wohl ohne bleibende SchĂ€den ĂŒberstanden hat.

    Die Geschichten der Stars

    Beim Welcome-Abend am Donnerstag mit dem Open-Air Kino von Kult-Filmer Helmut Deimel entlockte Moderator Markus Stier den anwesenden VIP-GĂ€sten spannende und sehr kurzweilige Geschichten. Hier einige AuszĂŒge davon:
    Mit inzwischen vier WM-Siegen (Dreimal mit Michelle Mouton und einmal mit Pierro Liatti) ist die Italienerin Fabrizia Pons die erfolgreichste Frau in der Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft. In der Eifel navigierte sie Weltmeister Stig Blomqvist im Audi Sport Quattro S1 ĂŒber die Demonstrationsstrecken. „Ich fahre immer noch mehr als 20 Rallyes im Jahr, ich kann einfach nicht aufhören. Es gibt zwar inzwischen viele Frauen im Rallyesport, aber ich warte immer noch auf das neue Top-Team, das nur aus Frauen besteht. Sie ergĂ€nzte: „Der Sieg 1997 im Impreza mit Liatti bei der Monte war schön, auch weil es der erste Erfolg mit den neuen WRC-Autos war. Ansonsten war mir der Erfolg bei der Monte nicht so wichtig, ich hĂ€tte lieber mal die Safari gewonnen, aber das hat nie geklappt.“

    Zum Mythos der Rallye Monte Carlo ergĂ€nzte Rauno Aaltonen, der dort 1967 im Mini Cooper gewann. „Die Monte ist nicht die schwierigste Rallye, aber die mit Abstand prestigetrĂ€chtigste – und dort gibt es die besten Preisgelder.“ Nachdem 1966 die auf den ersten drei PlĂ€tzen liegenden Mini Cooper wegen nicht regulĂ€rer GlĂŒhfĂ€den in den Scheinwerfern(!) disqualifiziert wurden, hatte sich Aaltonen auf die 67er Ausgabe perfekt vorbereitet. „Die lĂ€ngste WP in der ArdĂšche habe ich zwei Wochen lang bei Tag und Nacht und bei jedem Wetter trainiert. Im Wettbewerb war ich dann zwei Minuten schneller als alle anderen. Doch die Organisation glaubte an einen Fehler der Zeitnahme und hat mir zwei Minuten gestrichen, zum Sieg hat es dennoch gereicht.“
    Im Laufe des Abends erfolgte dann noch die erste Vorlesung zum Thema Fahrphysik im Rallyesport bei Professor Rauno Aaltonen: Er hatte 1961 sein Heimspiel bei der 1000 Seen in Finnland mit einem Mercedes 220 SE gewonnen. „Das war das Straßenauto meines Vaters mit einem Serienmotor. Ich habe einen eigenen Unterbodenschutz gebaut, der auf Gummi gelagert war. Bei den Landungen nach den vielen Kuppen mit einem fest verbauten U-Schutz wird dem Fahrer durch den harten Aufprall immer kurz schwarz vor Augen. Das war mit dem gummigelagerten Schutz nicht so. Zudem habe ich immer versucht wie eine Katze auf einem Rad zu landen und das auch noch etwas schrĂ€g. Dazu habe ich das Fahrwerk angepasst und bei jedem Sprung etwas weniger Zeit verloren. So hat es letztlich gegen die vielen Saab zum Sieg gereicht.“

    Weltmeister Nicky Grist gewann die RAC-Rallye 1993 und 1997. Im Weltmeisterjahr 1993 saß er an der Seite von Juha Kankkunen, die originale Toyota Celica aus dem WM-Jahr pilotierte er in der Eifel selbst. Beim Sieg 1997 saß er an der Seite von Colin McRae. „Das war ein besonderer Sieg, wenn man beim Heimspiel zusammen mit einem Landsmann gewinnt. Aber egal wie, bei der RAC war es vor allem immer wichtig, eine gute Heizung im Auto zu haben.“

    Bruno Thiry, der langjĂ€hrige WM-Pilot und Europameister von 2003 pilotierte einen originalen VW Golf GTI von der Safari 1987 aus der Sammlung von Wolf-Dieter Ihle. Der frischgebackene Rentner war als Zuschauer schon öfters beim Festival, jetzt funktionierte es endlich mit der Teilnahme. „FĂŒr die Rente habe ich noch ein Projekt in meiner Garage stehen – einen originale CitroĂ«n Visa Mille Pistes aus der Gruppe B. Der ist schon sehr lange nicht mehr bewegt worden.“

    1986 stand Kalle Grundel kurz vor seinem ersten WM-Sieg. Bei der Akropolis Rallye fĂŒhrte er im Ford RS 200 mit ĂŒber zwei Minuten, bis ein nicht lösbares Problem im Service fĂŒr das Aus sorgte. „In der Situation habe ich geweint wie ein Baby.“ Mit Blick auf den ebenfalls anwesenden John Wheeler, bei Ford fĂŒr das RS200-Projekt verantwortlich, ergĂ€nzte er: „Bei einem Test haben John und ich festgestellt, wie man mit dem RS200 gewinnen kann. Wenn die Strecke so hart ist wie in Griechenland, dann muss man einfach nur schneller fahren, der hĂ€lt das aus.“

    Rallye-Weltenbummler Rudi Stohl („in Afrika ist immer alles anders“) und Rauno Aaltonen gaben einige Storys aus Afrika zum Besten. Großes GelĂ€chter erzeugte die Geschichte, als Aaltonen von einer harten Probe der Freundschaft mit seinem langjĂ€hrigen Co-Piloten Lofty Drews erzĂ€hlte, ĂŒber die auch Drews in Daun schmunzeln musste. „Hinten am Capri waren Halterungen fĂŒr die FĂŒĂŸe und oben am Dach fĂŒr die HĂ€nde angebracht, damit der Co beim Durchfahren von Schlammlöchern sich daraufstellen konnte und so den Druck auf die Antriebsachse erhöhte. Wegen der komischen Haltung des Beifahrers nannten wir das auch ‚die französische Toilette‘. Durch eine Welle in dem Schlammloch wurde Lofty ĂŒber das Auto kopfĂŒber in den Schlamm geschleudert. Ich konnte aber nicht anhalten, sonst wĂ€ren wir stecken geblieben. Lofty musste also durch den Schlamm hinter mir her waten. Als er ins Auto stieg, war er schlammĂŒberzogen, nur noch die ZĂ€hne blitzten weiß.“

    Sieger auch ohne Bestzeiten

    Eines der Erfolgsgeheimnisse des Eifel Rallye Festival ist die fehlende Zeitnahme. Dennoch werden zum großen Finale am Samstagabend immer wieder Sieger gekĂŒrt. Nur eben nach anderen Kriterien, was dennoch fĂŒr viele Überraschungen und strahlende Gesichter sorgte. Der Preis fĂŒr das beste Original-Fahrzeug ging an Robert Whitehouse mit seinem Lancia Rallye 037, dem Fahrzeug von Fabrizio Tabaton bei der Rallye San Remo 1984. Das inzwischen sehr wertvolle Fahrzeug wird ĂŒberwiegend nur noch im Museum zu sehen sein. Überreicht wurde der Preis von Yvonne Mehta, die Whitehouse auch durch die Eifel navigiert hatte. Die ‚Champion‘s Choice‘, die Wahl der anwesenden VIP, fiel auf den wunderschönen Lancia Delta S4 von Rolf Wyss und Oswald Backes. Den Preis ĂŒberreichte Weltmeister Stig Blomqvist. Der Preis ‚Best replication‘, fĂŒr den besten Nachbau erhielten die Belgier Adalbert Engler / Eva Smets fĂŒr ihren Ford Mustang aus den HĂ€nden von Rallye-Professor Rauno Aaltonen. Der ‚Sideways Star‘ fĂŒr den ‚quertreibendsten‘ Teilnehmer ging erstmals nicht an ein Team der Vorauswagentruppe. Bei der engen Entscheidung unter vielen AnwĂ€rtern entschied sich die Jury fĂŒr Yannik Neuville und Co Joshua Sonnet, die den Ford Fiesta WRC in einer beeindruckenden Art bewegten. Den Preis ĂŒberreichte Drift-Experte Niki Schelle. Als schönstes Fahrzeug der Festival-Ausgabe 2023 wurde der sehr seltene Opel GT von Josef und Monika Schöderle aus der Deutschen Rallye-Meisterschaft 1973 ausgezeichnet. Den Preis ĂŒberreichte der zweifache DRM-Meister Harald Demuth. Einen Sonderpreis erhielt das Team Portugal. Die vier Teams brachten ihre Fahrzeuge gemeinsam auf einem Autotransporter n die Eifel. AngefĂŒhrt vom 1995er Gruppe-N-Weltmeister Rui Madeira im Mitsubishi Lancer erhielten sie aus den HĂ€nden der kenianischen Safari-Legende Mike Kirkland auch Paolo Pimentel Torres (Datsun 160 J), Carlos Pinho (Ford Escort RS Cosworth) und Victor Lopes im CitroĂ«n CX ihre Ehrenpreise.

    Topics: Motorsport |